Klönen auf dem Esch

Vreschen-Bokel – Vreschen-Bokel liegt auf einem Sandkorridor entlang des Aper Tiefs. Das Land außerhalb des Dorfes und des Esch war sehr nass. Im Süden liegt das Überschwemmungsgebiet des Aper Tiefs und im Norden das Lengener Moor. Die Möglichkeiten die Landschaftsnutzung werden durch die natürlichen Voraussetzungen bestimmt. Am 11. Juli 2023 sprach der Ortsbürgerverein bei einem Workshop mit dem Kulturkieker über die Veränderungen und Geschichten der Kulturlandschaft.

Die Teilnehmer erzählten von ihrer Jugend im Dorf. Wenn sie nicht gerade auf dem Esch waren, trafen sie sich im Sommer zum Schwimmen und im Winter zum Eislaufen am Aper Tief. Der Esch war der Mittelpunkt des Dorflebens in Vreschen-Bokel. In den Pausen wurden dort die Anliegen des Dorfes besprochen. Das ging so weit, dass die Kutschpferde auf „Moin“ still standen. Im ansonsten feuchten Gebiet war der Esch das einzige ackerfähige Land. Kleinere Bauern verfügten nur über sehr kleine Flächen darauf. Die Familie eines Teilnehmers pachtete deshalb einen Streifen auf dem Esch. Als Bezahlung ging eine Wagenladung der Ernte zum Besitzer und eine weitere behielten sie für sich.

Im Bereich der Niederung war das Wasser sehr eisenreich. Frisches Wasser gab es im Dorf nur aus Brunnen. Die Althofstellen liegen im Übergang zwischen dem Esch und der Niederung des Aper Tiefs. Diese Stelle war ideal zum Graben von Brunnen. Die Teilnehmer berichten zudem, dass der Dorfweg, der vom Ammerland nach Ostfriesland führte, früher einen anderen Lauf nahm. Man nutzte den Weg, der trockene Füße versprach, und umlief die Niederung zwischen Holtgast und Vreschen-Bokel. Die feuchte Umgebung isolierte das Dorf in manchen Jahreszeiten von ihren Nachbarn. Bei Überschwemmungen konnte das Aper Tief bis nach Tange über ihre Ufer treten.

Die natürlichen Grenzen zu den Nachbarn waren wichtig für das soziale Zusammenleben. Den Kolonisten im Bokeler Moor fiel die Aufnahme in die Dorfgemeinschaft schwer. Die Teilnehmer berichteten, dass einige der Kinder aus dem Moor beim Schulweg über den Esch „Weggeld“ an Raufbolde zahlen mussten. Ebenso schwierig war das Verhältnis zu den Augustfehnern. Die Industriearbeiter unterschieden sich von den Bauern in Vreschen-Bokel. Am 1. Mai konnte es schon mal zu schlagfertigen Auseinandersetzungen kommen. Am schwierigsten war die Beziehung zu den katholischen Nachbarn im Süden. Wenn ein Vreschen-Bokler ein Mädchen „über den Jordan“ umwarb, sperrten die Baßler den vermeintlichen Casanova in einen Schweinekasten und zogen ihn an einem Baum hoch.

Diese Anekdoten sollten mit einem Schmunzeln betrachtet werden. Es macht jedoch deutlich, wie die Landschaft, Moor und Geest, das Leben in der Vergangenheit beeinflusste.